Am Ende zahlt der Bürger

Untersuchungsgebiet Bahnhof Süd
Landesvermessungsamt Bayern

02. Februar 2021

„Der Laden muss trotzdem laufen! Die momentane Situation ist für alle schwer und geht immer mehr auf die Substanz. Trotzdem muss sich die Stadt weiter entwickeln, damit Plattling auch nach der Krise zukunftsfähig ist,“ so SPD-Ortsvereinsvorsitzender Herbert Petrilak-Weissfeld zu Beginn der Sitzung. Er freute sich als teilnehmende Gäste bei der digitalen Monatsversammlung die Staatssekretärin und MdB Rita Hagl Kehl, den Stephansposchinger Gemeinderat Thomas Müller als Referent zum aktuellen Thema "Kanalrohre aus Asbest" und zudem die Ortsvorsitzende der Stadt Deggendorf, Susanne Riedl und die Juso Kreisvorsitzende Iris Hofmann begrüßen zu können.

Funktionale Schwächen beheben
Konkrete Pläne für das zukünftige Plattling stellte er daraufhin den Teilnehmern der Monatsversammlung vor. Die Stadt wächst - darum wurden "Vorbereitende Untersuchungen zum Quartier im Umfeld des Bahnhofs" in Auftrag gegeben. Anhand von Grafiken präsentierte Petrilak-Weissfeld die Ergebnisse des Münchener Planungsbüros "Stadt Raum Planung". Schwerpunkt der Untersuchung war die Erweiterung des Untersuchungsgebietes im Altstadtbereich und im bereits bestehenden Bereich nördlich des Bahnhofs an der Werkstraße. Hinzu kam ein großer Bereich südlich der Bahnlinie, zwischen Luitpoldstraße/Schützenstraße und einer gedachten Verlängerung der Gutenbergstraße zur Lagerhausstraße und dem zur Promenade ausgebauten Mühlbachdamms. Hier soll für die im Lageplan erkennbaren Brachflächen und Baulücken eine dem Gebiet angepasste Planung entstehen, „um funktionelle Schwächen zu beheben, wesentlich zu verbessern oder umzugestalten“, wie die Studie einleitend hervorhebt. Stephan Bieber: „In den nächsten Monaten werden wir uns noch öfter mit den Planungen beschäftigen. Außerdem sind Ortstermine geplant, um die Gegebenheiten im Zusammenhang zu erfassen und gute Vorschläge einbringen zu können.“

Staatssekretärin und MdB Rita Hagl-Kehl stellte die Wichtigkeit einer solchen Planung in den Fokus. „Noch vor wenigen Jahrzehnten ging man aufgrund des demographischen Wandels von einem Rückgang des benötigten Wohnraums aus. Die Realität hat gezeigt, dass diese Annahme falsch war. Der Wohnraum wird vor allem in Ballungsräumen knapp, da es eine massive Landflucht gibt und immer mehr Einzelpersonen Wohnungen beziehen. Darum begrüße ich sehr, dass Plattling Wohnraum schafft, der aber auch bezahlbar bleiben muss.“

Digital vernetzt ins neue Jahr
Digital vernetzt geht es auch im neuen Jahr weiter: Monatsversammlung der Plattlinger SPD, organisiert und fotografiert von Stephan Bieber

Altlast Asbest auch in der Kanalisation
Als Referent hat sich Thomas Müller in die Problematik bezüglich der Kanalrohre, die aus Asbestzement hergestellten wurden gründlich eingearbeitet. Denn in seiner Eigenschaft als Mitglied des Stephansposchinger Gemeinderates wurde er mit dem Thema konfrontiert und engagiert sich seitdem für eine praktikable Lösung. „Die gültige EU-Verordnung zum Schutz der Umwelt vor Gefahrstoffen kommt künftig im Bereich der Kanalisation als großes Thema auf die Kommunen zu“, leitete Müller ein. Solange die Rohre in Ordnung sind, besteht keine Gefahr, da die Asbestfasern fest eingebunden sind. Wenn aber aufgrund von Beschädigungen oder baulichen Ergänzungen die Gefahr der Freisetzung von Asbestfasern besteht, kann das für eine Kommune künftig große Kosten bedeuten. Die Gemeinde Stephansposching stünde vor der Aufgabe 11km Kanalisation komplett zu ersetzen, „Wir wissen, dass uns der Austausch und die Entsorgung etwa 5 Millionen Euro mehr kosten würde. Ein Vielfaches einer normalen Sanierung,“ erläuterte Müller.

Am Ende zahlt der Bürger
Plattling mit seinen insgesamt rund 33km Asbestrohren bekäme dementsprechend ein noch größeres Problem. Die Sanierung mittels Inliner, also Schläuchen die zur Auskleidung der Innendurchmesser in die Rohre eingebracht werden, lösten dabei die Probleme nicht, da auch dabei zur Herstellung von Einstiegen die freigelegten Rohre aufgeschnitten werden müssten und laut Verordnung keine lebensverlängernde Maßnahmen bei Gefahrstoffen erlaubt sind. „Hier ist die große Politik gefordert, die Kommunen nicht im Stich zu lassen. Denn der Baustoff war einst rechtlich zulässig und die Kommunen, die auf die unbeschränkte Verwendbarkeit des Baustoffes vertrauten, nicht mit den Kosten allein gelassen werden, die letztlich diejenigen Bürger trifft, die an das Kanalnetz angeschlossen sind. Denn diese haben nach Gesetzeslage die Kosten der Abwasserbeseitigung zu tragen“.

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