Während der von Covid19 verursachten Ausgangsperre war es dem SPD Ortsverein Plattling wie allen anderen Vereinen nicht mehr möglich Versammlungen abzuhalten. Das Internet bot die Möglichkeit, die Mitgliederversammlungen über Bildtelefonie durchzuführen und so den Kontakt aufrecht zu erhalten. Doch dieses Medium kann den direkten Kontakt nun mal nicht ersetzen.
Darum waren am vergangenen Dienstag 15 Mitglieder des Ortsvereins froh über die tags zuvor eingetretene Lockerung, die es wieder möglich machte im Stammlokal „Alexander“ zu einem Gedankenaustausch zusammen zu kommen um über die aufgeschobenen und aktuellen Themen zu sprechen.
Wahlanalyse: Es kam anders als befürchtet
Stadtrat Georg Weiß startete die Gesprächsrunde mit der Analyse der Wahlergebnisse: „Die für eine Bürgermeister-Neuwahl enttäuschend niedrige Wahlbeteiligung und die erstmalige Teilnahme der Bayernpartei an den Kommunalwahlen in Plattling hatten gewiss einen Anteil, doch wir müssen ehrlich sein, wir haben manches versäumt“. So habe man den Rückzug der beliebten Stadträtin Bärbel Vollkommer-Würfl durch die weniger bekannten Kandidatinnen leider nicht wettmachen können und ihr Mandat verloren. „Fraktion und Vorstandschaft hatte damit gerechnet, dass wir zwei Mandate verlieren könnten, wenn neben Bayernpartei auch noch die AfD eine Liste aufstellt. Dies ist zum Glück nicht gekommen. Und unser neuer Stadtrat Stephan Bieber hat sich als Bürgermeisterkandidat vorbildlich eingesetzt und ein sehr gutes persönliches Ergebnis zu seiner ersten Kandidatur erzielt“, lobte Weiß.
Doch auch die vergleichsweise Zurückhaltung beim Wahlkampf habe nach Ansicht des erfahrenen Wahlkämpfers Weiß am Verlust des einen Mandats Anteil. „Wir hätten mit dem Wahlkampf früher beginnen müssen und öfter Prospekte verteilen müssen. Das Internet habe offensichtlich den Zeitungen an Bedeutung genommen, die massive Werbung der Freien Wähler über Internet und zahllosen Plakaten habe ihnen zwar nicht den erhofften Erfolg, aber immerhin ein Mandat mehr eingebracht. Obwohl die FW nun zwei Frauen in ihrer Fraktion haben, ist die Zahl der Stadträtinnen leider wieder gesunken, bedauerte Weiß. Dem massiven Materialeinsatz von CSU und FW gegenüber wäre bei der Bayernpartei der Einsatz von Werbemitteln sehr bescheiden und themenarm gewesen, die beiden neuen Stadträte Roland Unholzer und Oliver Leipold hätten jedoch über ihre persönliche Bekanntheit als ehemalige langjährige Vereinsvorstände und über ihre aktive Vereinsarbeit und ihren Einsatz bei öffentlichen Veranstaltungen ihre Mandate gewonnen. „Sie versichern keine zweite CSU sein zu wollen, das nehmen wir gerne zur Kenntnis und freuen uns, wenn es so wird“, schloss Georg Weiß seine Wahlanalyse.
100 Tage Wohlwollen
Befragt über das Verhalten des neuen Ersten Bürgermeisters, Hans Schmalhofer, sind sich die erfahrenen Stadträte Georg Weiß, Reinhold Gems und Herbert Petrilak-Weissfeld einig, dass Schmalhofer sich umgänglich und kooperativ gesinnt verhalte, „auch wenn wir nicht mit einigen Sichtweisen des neuen Bürgermeisters übereinstimmen, so muss man ihm seine bisherig Haltung zu Gute halten. Zudem ist es so, dass ihm wie eine Schonfrist von 100 Tagen zusteht, wie jedem anderen ersten Bürgermeister bisher auch. Die Fraktion freut sich auf den Neubeginn und wird diesen wohlwollend begleiten“, ergänzte der Fraktionsvorsitzende Georg Weiß.
Das süße Gift hoher Investitionszuschüsse - kontrovers diskutiert
„Leider erweisen sich die hohen staatlichen Zuschüsse allmählich zum süßen Gift für die kommunalen Kassen“, leitete Ortsvorsitzender Herbert Petrilak-Weissfeld auf die aktuelle Haushaltslage und die Gründe der deutlich sinkenden Höhe der Rücklagen auf nur noch 2-3 Millionen in 2021 hin. „Wir haben in den letzten Jahren im Stadtrat gemeinsam neben erforderlichen Pflichtaufgaben auch etliche Projekte zur Verschönerung und Hebung des Erlebniswertes unserer Stadt beschlossen, mit der Folge, dass der neue Stadtrat in diesem Bereich wohl nichts mehr leisten kann. Mit der Renovierung der Stadtplätze z.B. wird’s auf lange Zeit nichts werden, denn die Schulden die wir bereits für Pflichtaufgaben, wie die Sanierung der Mittelschule, aufnehmen müssen, können wir nicht beliebig ausweiten“, warnte Petrilak-Weissfeld. Georg Weiß zeigt sich anderer Ansicht, denn aufgrund der überaus günstigen Finanzierung zu Negativzinsen sind für ihn neue Schulden kein Problem. „Für die Sanierung der Deggendorfer Straße bin ich jederzeit bereit neuen Schulden zuzustimmen und sehe die Problematik insgesamt anders, denn die meisten Gemeinden im Landkreis fahren gut auch mit bestehenden Schulden. Solange diese überschaubar bleiben, sehe ich kein Problem damit“.
Begrenzte Aktionsmöglichkeiten
Der Abend klang aus mit der Sammlung von Ideen zu Aktivitäten außerhalb vereinsinterner Veranstaltungen, doch es setzte sich die Erkenntnis durch, dass nur solche die im Freien stattfinden können eingeschränkt möglich sind, was den meisten den Großteil an Attraktivität kosten würde. So blieben als konkrete Planung für größere Aktivitäten nur zwei Vorhaben übrig: Die turnusgemäßen Neuwahlen zu Vorstandschaft und Beisitzer im Juli und ein internes Grillfest am Wasserturm.