Am vorigen Freitag machte sich die Plattlinger SPD auf, den Nordpark zu erkunden, um über dessen Geschichte zu erfahren und dessen Gegenwart zu erleben. Neben dem Thema Vandalismus im öffentlichen Raum und möglichen Maßnahmen dagegen, war das gelungene Raumkonzept der langjährigen Planungen des Stadtrates das bestimmende Thema. Nebenbei fand die Zerstörung eines Gerüchtes statt, und es fand sich die Erklärung für den überraschenden, zeitweiligen Baustopp.
"Mit Vandalsimus werden wir immer leben müssen"
Als ehemaliger Fahrdienstleiter am Bahnhof Plattling kennt Georg Weiß den nördlichen Teil des ehemaligen Bahngeländes wie seine Jackentasche. Als SPD-Fraktionsvorsitzender war er zudem von Anfang an die Ideen und Planungen zur Umnutzung der von der Bahn nicht mehr benötigten Flächen eng eingebunden. Darum lag es nahe, dass er am vergangenen Freitag eine größere Gruppe der Plattlinger SPD anführte, die sich über den aktuellen Stand der vollendeten und begonnenen Bauten in den Bereichen Nordpark I (Freizeitpark), Nordpark II (Gewerbepark) und Nordpark III (Bildungspark) informieren wollte. Bürgermeisterkandidat Stephan Bieber bedankte sich bei Georg Weiß dafür, dass seine Anregung zur Besichtigung aufgenommen wurde und freute sich, dass auch die Stadträte Herbert Petrilak-Weissfeld und Reinhold Gems, sowie die ASF-Vorsitzende Ulrike Sommer-Boot sich die Zeit für die Begehung nehmen konnten. „Leider kann man hier wieder sehen, dass von manchen das Eigentum anderer nicht geachtet wird“, damit verwies Bieber auf ein Fahrrad im Fahrradständer am nördlichen Treppenturm, dem das Vorderrad und weitere Teile fehlten. „Mit dem Vandalismus werden leider wir immer leben müssen, trotz Videokameras und Zäunen“, merkte dazu Georg Weiß an, „denn stets wachsen immer wieder Jugendliche nach, die aus Langeweile nichts Besseres zu tun haben“.
Streetworker von Nöten
Petrilak-Weissfeld meinte, das die Stadt auf längere Sicht wohl nicht umhin komme sich einen Streetworker zu leisten, der solche problematischen Jugendlichen kontaktieren und auf andere Gedanken bringen kann. Nach dieser spontanen Diskussion kam der Fraktionsvorsitzende Georg Weiß auf den Zweck der Besichtigung zu sprechen: „Auf diesem früheren Bahngelände waren an die 300 Beschäftigte in den verschiedenen Bereichen tätig, zum Beispiel im Bahnbetriebswerk, wo Lokomotiven und Waggons gewartet und instand gesetzt wurden“. Dem Stadtrat sei es in großer Einigkeit gelungen auf dem von der Deutschen Bahn AG nach langen Verhandlungen erworbenen Gelände durch zukunftsweisende Maßnahmen eine massive Aufwertung des angrenzenden Stadtteils zu realisieren.
Freizeitpark begeistert
Als ersten von insgesamt vier Abschnitten nannte Weiß den südlich gelegenen Bahnhofsvorplatz und den nördliche Parkplatz, deren Umbau bzw. Neubau mit etwa 5,6 Millionen Euro im Wesentlichen mit Finanzmitteln des Bundes aus dem Schnittstellenprogramm der rot-grünen Bundesregierung erfolgt war. Als zweiter Abschnitt folgte der mit „Nordpark I“ benannte Bauabschnitt, der als Freizeitpark angelegt wurde und in dem rund 1,2 Millionen Euro zuzüglich Grundstücks- und Planungskosten investiert worden seien. Zu den Baukosten habe die Stadt rund 600.000€ Förderung vom Freistaat bekommen. Nach dieser Einleitung besichtigten die Teilnehmer das vollständig eingezäunte Mehrzweck-Spielfeld für Fußball und Basketball und anschließend die Arena für Scater und Biker. Nur dort hielten sich ein paar Jugendliche auf, die jedoch mit Scooter, also Tretrollern, geschickt die Bowl und die Ramps (Kessel und Rampen) bewältigten. Wie es sich oft an öffentlichen Einrichtungen unschön zeigt, werden auch in diesen Bereichen an allen möglichen Stellen Graffitis gesprüht. Auch wenn diese nicht sonderlich kreativ ausfallen, so waren sich die Teilnehmer doch einig, dass sie an diesen Einrichtungen für die Jugend irgendwie dazugehören und nicht stören. Stephan Bieber, der mit einigen der Jugendlichen gesprochen hatte, gab deren überraschende Meinung bekannt, wonach diesen nur wenige der Graffitis gefallen und die meisten dagegen nur ärgerliches Gekrakel seien. Zudem seien diese Jugendlichen sehr zufrieden mit der Anlage, sie wünschten sich aber von der Stadt die Durchführung eines Scooter-Wettbewerbs. Bieber war auch überrascht über den deutlich besseren Zustand in allen Bereichen, da er aus Hörensagen mit mehr mutwilligen Beschädigungen, Müll und Schmierereien rechnete. Allerdings wurden von Petrilak-Weissfeld auch bauliche Schäden an den Betonrampen festgestellt, die wohl witterungsbedingt verursacht sind und fachgerecht behoben werden sollten um ausgedehnte Schäden, durch z.B. dem Eisdruck aus Frösten im kommenden Winter, vorzubeugen.
Hoch willkommene Arbeitsplätze
„Der dritte Abschnitt, der Nordpark II, hat die Stadt nur 268.000€ für den Wegebau gekostet, denn der größte Teil des Gewerbeparks wurde vom Inhaber der Yormas-Imbiss-Kette als Bauherr erstellt und an T-Con vermietet“, erläuterte Georg Weiß als die Gruppe das Gebäude erreichte. Die Stadt könne sich glücklich schätzen, dass sich diese prosperierende Firma hier etabliert hat und die hier weitere Bauten in Eigenregie plant. „Nach den massiven Personalabbaumaßnahmen bei Bahn, Post und auch bei der Molkerei Goldsteig ist es hoch willkommen, dass sich neue Branchen und Firmen mit hoch qualifizierten Jobs und entsprechendem Einkommen ansiedeln.“ Bei dem nun sinkenden Gewerbesteueraufkommen werde der kommunale Anteil der Einkommensteuer immer wichtiger für die Stadt, ist Weiß überzeugt. Sehr erfreut war die Gruppe über das große, üppig wachsende und blühende Wiesenstück an der Südseite des T-Con-Gebäudes, die damit die gemeinsame Verantwortung für die Umwelt öffentlich sichtbar anerkennt.
Die Zerstörung eines Gerüchtes
Am Beginn des vierten Abschnitt des Geländes, dem Bildungspark (Nordpark III) nahm Georg Weiß auf die zuvor erfolgte Nachfrage von Stephan Bieber zu einem hartnäckigen Gerücht als Fraktionsvorsitzender nochmals Stellung zu: „Immer wieder hört man, die SPD sei gegen das Momo. Das stimmt einfach nicht! Die Fraktion hat sich zwar stets gegen die finanzielle Beteiligung der Stadtkasse in Millionenhöhe ausgesprochen, denn Hochschulbau gehört nach Gesetzeslage ausdrücklich nicht in den Zuständigkeitsbereich einer Kommune. Die Fraktion hat dennoch immer in den beschlussfassenden Sitzungen für das Momo als wissenschaftliche Bildungseinrichtung gestimmt“.
Abgesehen von der Finanzierungsfrage sei das Projekt ein sehr erfreuliches, da damit die ehemaligen, denkmalgeschützten Betriebsgebäude der Bahn künftig zwei sehr sinnvollen Nutzungen zugeführt würden. Eines davon als Büro- und Laborgebäude für das MoMo (dem Technologie-Transferzentrum „Moderne Mobilität“ der TH Deggendorf), das andere als Begegnungshaus für Bürger und Vereine. Mit der dazu gegebenen Möglichkeit, zwischen den beiden alten Gebäuden und der dahinter neu entstehenden Halle für den CT und Labors für Batterietechnik ein großes Foyer zu schaffen, das als Saal für Veranstaltungen der THD, sowie von Firmen und auch für sonstige Veranstaltungen dienen kann, werde der lange bestehende Bedarf der Stadt gedeckt. Auch dieses Bauvorhaben werde, wie alle bisherigen sinnvollen Ziele zur Weiterentwicklung der Stadt, von der SPD-Fraktion nach Kräften unterstützt.
Bildungspark
Schlussendlich wandte sich die Teilnehmergruppe dem letzten Bereich des Bildungsparks zu: Dem bestehenden Neubau hinter dem künftigen MoMo, der die Berufsfachschule für Musik und die sozialpädagogische Akademie des Landkreises beherbergt. Georg Weiß hatte auch dieses Projekt sowohl als Stadtrat wie als Kreisrat von Anfang an begleitet und erinnerte nun daran: „Auch wenn uns immer noch ein Gymnasium in Plattling fehlt, so ist Plattling dennoch mit insgesamt fünf Schulen des Landkreises gut aufgestellt. Denn neben diesen beiden Schulen gehören auch die beiden EDV-Schulen an der Georg-Eckl-Straße und die Realschule an der Salvatorstraße dem Landkreis“.
Misslungene Eidechsenjagd
Einige Teilnehmer wunderten sich über die noch zahlreichen Schutthaufen neben und hinter dem Schulgebäude. Hierzu erklärte Georg Weiß, dass diese Haufen noch von der Räumung der Altlasten auf dem Gelände stammten und als Material für einen an der südwestlichen Grundstücksgrenze zu errichtenden Wall für Eidechsen vorgesehen ist. „Erst vor kurzem fiel es dem Naturschutz im Landratsamt ein, dass die hier lebenden Eidechsen vor der Baumaßnahme zu fangen sind, und hat einen Baustopp verfügt, damit die geschützten Tiere nicht umkommen. Mit nur einem gefangenen Exemplar war die Suche jedoch nicht sehr erfolgreich, die Arbeiten am Gelände werden bereits in wenigen Tagen wieder aufgenommen“.