SPD Plattling nominierte den 40-jährigen IT-Fachmann als Bürgermeisterkandidaten Plattling. (hk) Seit Dienstagabend haben Plattlings Genossen offiziell einen Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahlen im kommenden Jahr. Auf der Nominierungsversammlung im Aldersbacher Hof wurde Stephan Bieber einstimmig auf den Schild gehoben.
Lebenslauf Biebers
Bieber ist 40 Jahre jung, wie er sagt, glücklich verheiratet und hat eine achtjährige Tochter. In einer kurzen Vorstellung zu seiner Person ließ er wissen, dass er im Deggendorfer Ortsteil Deggenau geboren wurde und dort auch aufgewachsen ist. Zu seinem schulischen und beruflichen Lebensweg sagte der aus innerer Überzeugung zur Sozialdemokratie gekommene Anwärter auf den Chefsessel im Plattlinger Rathaus unter anderem: „Nach der mittleren Reife habe ich meine dreijährige Ausbildung zum Typographen bei der Druckerei Weiß in Deggendorf begonnen. Kaum hatte ich diese beendet und gerade mal zwei Gesellenlöhne eingestrichen, da rief mich die Bundeswehr zu den Waffen. Aus meiner Wehrpflicht wurden dann zwölf Jahre, die ich als Zeitsoldat wegen verschiedener Ausbildungen auch an verschiedenen Standorten verbringen musste. Krankenpflegehelfer, Rettungssanitäter und Taucherarztgehilfe gehörten während dieser Zeit zu meinen Ausbildungsgängen. Hinzu kam dann die Teilnahme an einem mehrmonatigen Auslandseinsatz, den die Bundeswehr damals im Rahmen der Friedenssicherung im Kosovo durchgeführt hatte.
Frontwechsel
“ Über den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr“, so Bieber weiter über seinen interessanten bisherigen Lebensweg, „habe ich dann von 2008 bis 2010 in Vollzeit die Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker hier in Plattling bei den EDV Schulen absolviert und dabei zusätzlich die fachgebundene Hochschulreife erworben.“ Ende 2010 verließ Bieber im Range eines Hauptfeldwebels die Streitkräfte. Anschließend erfolgte in Neutraubling bei Regensburg die Gründung des Dienstleistungsunternehmens Reichenbach & Bieber UG, in der der Bürgermeisterkandidat als Geschäftsführer tätig wurde.
Zurück nach Plattling - Einstieg in die Lokapolitik
Das Jahr 2011 bezeichnete Stephan Bieber in seiner Vita als ein sehr besonderes. „Denn“, so der Bürgermeisterkandidat, „in diesem Jahr habe ich meine Frau Susanne geheiratet und durfte mich auch über die Geburt unserer gemeinsamen Tochter freuen. Ein Jahr später habe ich die vorgenannte Firma verlassen und bei einem Regensburger IT-Unternehmen im Bereich E-Commerce eine Stelle angetreten. Dort bin ich bis heute als Teamleiter tätig. Vom damaligen Wohnort Wörth an der Donau hieß das täglich hin und her pendeln und ebenso vom neuen Wohnort Plattling, denn 2015 sind wir in die Isarstadt umgezogen. Damit bin ich zu meinen Wurzeln in Niederbayern zurückgekehrt“, so Bieber zu den Genossen, der anschließend über Politik und seine Hobbys sprach. Anfang 2018 sei er schließlich in den SPD-Ortsverein Plattling eingetreten und bereits wenige Monate später zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt worden. Als Hobbys nannte Bieber Motorradfahren, Technik und Tischtennis. Die Frage, warum er Bürgermeister der Isarstadt werden wolle, beantwortete er so: „Meine Familie und ich fühlen uns pudelwohl in Plattling. Plattling ist für uns in kurzer Zeit zur Heimat geworden. Hier möchte ich mich gerne aktiv einbringen und die Zukunft dieser liebenswerten Stadt an vorderster Stelle mitgestalten.“ Team um Stephan Bieber Das gehe natürlich nicht alleine, meinte Bieber bescheiden. Dafür brauche es ein starkes Team. „Deshalb“, so der Zweimetermann zur Versammlung, „zähle ich auf Eure geschlossene Unterstützung und Erfahrungen und auf alles, was darüber hinaus geht.“ Bieber beendete sein Statement mit einem Zitat von Barack Obama, der einmal gesagt habe: „Wahlen allein machen noch keine Demokratie.
Politik wird nicht mehr differenziert wahrgenommen
Ortsvorsitzender Herbert Petrilak-Weissfeld bedankte sich mit den Worten: „Du bist ein richtiger Allrounder. Mit Dir wollen und können wir das bestmögliche Ergebnis erzielen.“ Bevor Petrilak-Weissfeld dem SPD-Fraktionschef im Stadtrat, Georg Weiß, das Wort erteilte, sprach er kurz über den schlechten Zustand der Bundes-SPD, den er auf ein völlig verändertes Wählerverhalten zurückführte, das sich auch bei Kommunalwahlen bemerkbar mache. „Im Gegensatz zu früher werden alle negativen politischen Vorkommnisse in Bund und Land in einen Topf geworfen und von den Bürgern unten vor Ort der SPD angelastet. Früher haben die Wähler noch zwischen Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen unterschieden, heute nicht mehr“, bedauerte der Ortsvorsitzende, der es weiter feststellte, dass es die Arbeiterklasse und damit die klassische Arbeiterpartei, die die SPD einmal war, nicht mehr gibt. „Unser Anspruch hier ist es aber, die Stadt weiter zu entwickeln“, betonte Petrilak-Weissfeld und sprach dabei die Hoffnung aus, diesbezüglich von der Bevölkerung wieder mehr Zustimmung zu bekommen.
Künftige finanzielle Fesseln
SPD-Fraktionschef Georg Weiß sprach wie immer in seinen Ausführungen Klartext, wenn es um die Stadtpolitik geht. Auf der Nominierungsversammlung waren seine Worte von tiefer Sorge um die Zukunft Plattlings geprägt, die er mit der voll ausgeschöpften Finanzkraft Plattlings oder gar deren Überdehnung begründete. „Denn“, so Weiß, „in Zukunft wird es für die Kommunalpolitik unserer Stadt sehr eng werden. Unser Bürgermeister hat noch einiges auf den Weg gebracht, was zukünftigen Stadträten sehr enge finanzielle Fesseln anlegen wird. Bei einem Investitionshaushalt von über 45 Millionen Euro werden wir in die Verschuldung gehen müssen, auch wenn das zinsmäßig jetzt sehr günstig ist.“ Finanzielle Lage Plattlings Weiß schilderte alle laufenden und geplanten Großprojekte und deren Kosten und ging dabei besonders ins Gericht mit den finanziellen Gegebenheiten rund um das MoMo-Zentrum, weil da so getrickst worden sei, um dieses Projekt auch als Kommune mit ins Boot nehmen zu können, obwohl alles Landessache sei. „Diese acht Millionen tun mir am meisten weh, weil wir keine Zuschüsse dafür bekommen“, ärgerte sich der Fraktionschef, freute sich aber mit der Feststellung: „Seitdem wir da hineingestochen haben, gibt es keine Auslagerungen mehr von der THD Deggendorf“ und sagte weiter: „Bei all diesen von Schmid für die nächsten Jahre auf den Weg gebrachten Vorplanungen, die man mit rund 75 Millionen Euro beziffern kann, weiß ich jetzt schon, was ein neuer Bürgermeister alles abarbeiten muss“, prophezeite Weiß, der jetzt eigentlich mit der aktiven Politik aufhören wollte, indem er darlegte: „Ich bin jetzt 42 Jahre im Stadtrat und das ist so gut wie ein Leben, denn man lebt für eine Idee und für den Dienst an der Bevölkerung. Ich wollte aufhören, aber die SPD befindet sich nicht gerade auf dem aufsteigenden Ast.“ Als unwürdig für die Bundes-SPD bezeichnete es Weiß, alles als Erfolg verkaufen zu wollen, und wünschte sich im Gegensatz dazu für Plattling einen guten Wahlkampf. „Denn“, so das SPD-Urgestein, „ich bin froh, für Plattling einen jungen Bürgermeisterkandidaten zu haben, der auch die Richtung vorgibt. Aufgeben gibt's nicht, wir müssen für ihn kämpfen, wir müssen Stephan bekannt machen. In diesem Sinne: Auf in den Wahlkampf.“
(KK)
Kandidatenreihung einstimmig beschlossen
Anschließend erläuterte Georg Weiß die Vorgehensweise des Vorstandes bei der Erstellung des Vorschlags zur Reihung der Kandidatinnen und Kandidaten. Zu berücksichtigen waren sowohl die Ergebnisse bei der letzten Kommunalwahl als auch das Satzungsgebot über die nach Geschlechtern wechselnde Besetzung der Listenplätze. "Leider haben wir nicht genügende Kandidatinnen, so dass wir jeden dritten Platz mit einer Frau besetzten", begründete Weiß die Reihung. Anschließend wurde über die Reihung der Kandidatinnen und Kandidaten einzeln zu jedem Listenplatz abgestimmt, jeweils einstimmig.
Bei den Kandidaten der SPD Plattling für die Kommunalwahl 2020 gab es nach der Nominierung von Stephan Bieber folgende Reihung:
1. Stephan Bieber
2. Georg Weiß
3. Ulrike Sommer-Boot
4. Herbert Petrilak-Weissfeld
5. Mustafa Ylmaz
6. Karola Zettl
7. Reinhold Gems
8. Martin Halser
9. Susanne Weigel
10. Martin Boot
11. Christian Hadersdorfer
12. Sabrina Krämer
13. Philipp Krämer
14. Peter Strauch
15. Caroline Pankofer
16. Jürgen Zettl
17. Simon Baumgartner
18. Anna Petrilak-Weissfeld
19. Christoph Kittl
20. Karl Mader
21. Jeanette Rößner
22. Konrad Ammerseder
23. Christian Regensperger
24. Gabi Kaulich
Ersatz
25. Julian Lieberhaber
26. Mayer Schilling
Die Kandidatinnen und Kandidaten 12, 13, 21 und 23 sind keine SPD-Mitglieder, sondern (natürlich) Sympathisanten.
(HPW)