Unerwartete Chance auf eine Stadthalle

Muntere Runde

30. November 2018

Die großen kommunalen Projekte mit hohen Ausgaben im insgesamt mittleren zweistelligen Millionenbereich beschäftigten die Sozialdemokraten in ihrer Monatsversammlung. Darunter das erst in der letzten Stadtratssitzung einstimmig beschlossene Planungskonzept zum MoMo, dem Technologietransferzentrum für moderne Mobilität der TH Deggendorf.

Die neue Idee: Foyer als Veranstaltungssaal
Hierzu erläuterte der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Georg Weiß, dass die Fraktion die Kritik am Finanzierungsmodell weiterhin für berechtigt hält, welches die Kommunen zu Ausgaben für den Hochschulbau nötigt, davon unabhängig jedoch die Fraktion das Projekt unterstützt. Dazu legte das Deggendorfer Architekturbüro Brunner in der Stadtratssitzung einen Planungsentwurf zur nun 1000m² großen Laborhalle und den nötigen Büroräumen im früheren Übernachtungsgebäude der Bahn vor, das über ein Foyer aus Glas mit dem zweiten historischen Bahngebäude, dem ehemaligen Betriebsgebäude verbunden werden soll. Dazu entwickelte der Architekt die Idee, dass dieses Foyer doch genug Platz bieten könnte, um als großer Hörsaal oder auch als Veranstaltungssaal genutzt zu werden. In der Version mit 200 Sitzplätzen kämen die Baukosten des Komplexes auf etwa 7,6 Millionen. Weiß erinnerte die Versammlung an den Entwurf der auf dem ehemaligen Stanglmeiergelände geplanten Stadthalle, die nach letztem Stand der Kostenberechnung rund 16 Millionen gekostet hätte. „In der Kombination mit dem MoMo haben wir die Chance einen großen Veranstaltungssaal zu deutlich geringeren Kosten zu bekommen, möglicherweise mit bis zu 400 Plätzen, wie sie vom Planer als räumlich machbar vorgestellt wurden“, freute sich der Fraktionsvorsitzende.

Wird der Lärmschutz zum Hindernis?
Herbert Petrilak-Weissfeld, SPD Ortsvorsitzender und Stadtrat, erinnerte daran, dass die bereits vor Jahren geplante Stadthalle letztlich an den Anforderungen des Lärmschutzes gescheitert war: „Darum wurde diesmal schon in der Planungsphase dem Architekten vom Stadtrat aufgegeben, die Möglichkeiten zur Maximierung der Plätze im Foyer im Abgleich mit den Anforderungen zum Lärmschutz für die umgebende Wohnbebauung zu ermitteln“. Ob mit dieser Zusatzaufgabe das Bauvorhaben tatsächlich bis Ende nächstes Jahr schon realisiert werden kann, wie es durch die dann stattfindenden Anlieferung des Computertomographen notwendig wird, steht zumindest als ambitionierte Zusage des Architekten im Raum. Die Mehrkosten für einen Saal mit 400 Sitzplätzen gab der Architekt mit etwa 3,5 Millionen an, zuzüglich der Kosten für die dann nötige Infrastruktur für das Catering, ohne das eine Veranstaltungshalle nun mal nicht auskäme. Dazu könnten jedoch die Räume im zweiten historischen Bahngebäude genutzt werden und dies somit einer öffentlichen Nutzung zugeführt werden. Auch dies sahen Weiß und Petrilak-Weissfeld als sinnvoll an, wenn auch damit die von der SPD bereits vermutete Zehn-Millionen-Grenze überschritten werde.

Sorgen um die Finanzkraft der Stadt - steigende Kosten für die Bürger
„Aktuell hat die Stadt noch ein Guthaben von rund elf Millionen, doch mit den weiteren Projekten, werden die Rücklagen in den nächsten Jahren trotz neuer Einnahmen schnell sinken“ mahnte Georg Weiß. Der Neubau zur Erweiterung des Rathauses und danach die Sanierung des Altbaus, die Sanierung der Preysing- und Ludwigstraße, die Erweiterung des Michaeli-Kindergartens, der Hauptschule, der Grundschule, der Umbau der Stadtplätze nach Fertigstellung der Umgehung, sind teils bereits laufende, teils fest eingeplante Projekte die die Stadtkasse trotz Zuschüssen hoch belasten werden. Dabei seine die hohen Millionenausgaben für den Umbau der Kläranlage und den in wenigen Jahren erforderlichen nötigen Wasseranschluss an das Netz des Trinkwasserverbandes Waldwasser noch gar nicht mitgerechnet, da diese Ausgaben voll auf die Verbraucher umzulegen sind. „Für den Kaffee ist das weichere Wasser durchaus besser, für alte verkalkte Leitungen eher schlechter“, ist Weiß sicher. Den aktuell sehr günstigen Wasserpreis, und noch eher den günstigen Abwasserpreis könnten die Stadtwerke jedenfalls nicht mehr lange halten. Die gesetzlichen Änderungen zum Schutz des Tertiärwassers und der Flüsse machen die Mehr ausgaben nötig. „Ich hätte mir zwar gewünscht, dass die großen Grundstückseigner über einen Ausbaubeitrag mehr zur Kasse gebeten werden als die kleinen Leute, doch die Mehrheit hat es auf Wunsch des Stadtwerkeleiters nun anders entschieden“, schloß Georg Weiß das Thema ab.

Freizeitanlagen ohne Betreuung sind wirkungslos
Die von Vandalen und sonstigen Schmutzfinken verursachten ärgerlichen Zustände am Nordpark waren das nächste Thema. „Wir geben Millionen aus um uns die Sachen dann von Chaoten kaputt machen zu lassen, es wird wohl nichts andres übrig bleiben als das irgendwann zuzusperren“ ärgerte sich Weiß. Christian Hadertauer, Sozialarbeiter in der Familienhilfe der Caritas, wandte ein, dass es halt nicht genüge, den unbeschäftigten Jugendlichen in der schwierigen sozialen Umgebung des Nordparks solche Anlagen zur Verfügung zu stellen, was regelmäßig zum Scheitern verurteilt sei. Es müsse dort auch ein Betreuungsangebot für die Jugendlichen geschaffen werden, die sich nicht in Vereine einbinden lassen.

Endlich: Umdenken setzt ein
Zum Ende der Versammlung freute sich Georg Weiß dann doch wieder über etwas, nämlich über das beginnende Umdenken im Parteivorstand. „Unsere Parteivorsitzende Nahles will sich von der Agenda 2010 verabschieden und Finanzminister Scholz spricht sich für einen auf 12 Euro erhöhten Mindestlohn aus. Gut so, unser Land braucht keine 4,5 Millionen prekär Beschäftigte, die am Ende eines Arbeitslebens zur Armut verdammt sind!“

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