Obwohl sie seit einiger Zeit zu erwarten war, hat uns alle die Nachricht vom Tod unseres Altbürgermeisters Siegfried Scholz tief bewegt.
Mit ihm verliert die Plattlinger Sozialdemokratie einen Mann, welcher nicht nur örtliche Parteigeschichte geschrieben hat, sondern vielmehr die Weiterentwicklung unser aller Stadt Plattling entscheidend geprägt hat.
Über vierzig Jahre war Siegfried Scholz Mitglied der SPD. 1971 trat er der ältesten Partei Deutschlands bei, und war 16 Jahre lang in Plattling ihr Vorsitzender. Schon ein Jahr später wurde er in den Stadtrat gewählt, dem er zunächst 18 Jahre angehörte. Dem Kreisrat gehörte er von 1978 und blieb auch dort im Amt, bis er schließlich 1990 zum ersten Bürgermeister gewählt wurde. 2002 endete die zweite Amtszeit, und Siegfried Scholz schaltete einen Gang zurück und kandidierte wieder als Stadtrat und Kreisrat. Beiden Gremien gehörte er bis Frühjahr 2008 an.
Zweifellos wird unser Siegfried vor allem als ein großer Baumeister in die Stadtgeschichte eingehen. Während seiner 12-jährigen Amtszeit als 1. Bürgermeister entstanden so wichtige neue Einrichtungen wie die Kindergärten St. Michael und Pankofen, die Feuerwehrhäuser in Pielweichs und Pankofen, die Verwaltungs- und der Betriebsgebäude der Stadtwerke und des Bauhofs. Es entstand an der Grundschule der Anbau mit Aula und Klassenzimmer und der Neubau der Zweifachturnhalle, ein Jugendtreff wurde eingerichtet, und neue Spielplätze gebaut. Der Bau der Westspange zum Industriegebiet erfolgte nach langem Ringen, und auch die Einleitung der Planungsarbeiten zur Osttangente schob er mit Nachdruck an.
Für die Ansiedlung der für förderbedürftige Jugendliche der ganzen Region überaus wichtigen St. Erhardt Berufsschule setzte er sich aus tiefstem Verständnis für die Familien, und mit vollem Herzen ein, so konnte er im Oktober 2001 die ersten Spatenstiche mit setzen. Sein Verdienst war es auch, dass in parteiübergreifender Einigkeit der Globusmarkt mit Hunderten an benötigten Teilzeit-Arbeitsplätzen angesiedelt werden konnte. Über große Teile der städtischen Flächen wurden in dieser Zeit neue Bebauungspläne aufgestellt und umfangreiche Grundstückskäufe getätigt, und so die Weichen für eine gedeihliche Entwicklung zum Wohl der wachsenden Stadt gestellt.
Für dieses Wohl hatte er sich auch schon vor seiner Amtszeit als Bürgermeister eingesetzt als das Aufblühen Plattlings durch den Bau einer Müllverbrennungsanlage in Gefahr geriet. Als Vorsitzender der ersten Bürgerinitiative hatte er großen Anteil daran, dass dieser Kelch an uns vorüberging, und der ZAW neue Wege zur Verwertung beschritt.
Nicht vergessen dürfen wir, dass Siegfried Scholz aus der rührigen Amtszeit des ebenfalls unvergessen erfolgreichen Bürgermeisters Josef Kiefl einen Schuldenstand in Höhe von vier Millionen Euro übernahm. Er baute auf das bereits beachtlich Erreichte auf, und am Ende seiner sorgsam schaffensreichen zwölf Jahre als erster Bürgermeister konnte ein Guthaben von neun Millionen Euro auf den Konten der Stadt an den nächsten Stadtrat und die neue Führungsspitze übergeben werden.
Dass dies alles ohne eigene Stadtratsmehrheit möglich werden konnte, ist sicherlich einer der größten Verdienste von Siegfried Scholz. Mit seiner an respektvollem Umgang im Miteinander orientierten Arbeitsweise, hat er über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg eine sehr wirkungsvolle und harmonische Zusammenarbeit im Stadtrat möglich gemacht.
Doch auch über seine Amtszeit hinaus hat er sich für Plattlinger Belange eingesetzt. Er gab dem Bürgerbegehren gegen den Stadthallenbau auf dem Stanglmeiergelände ein Gesicht, und ist durch den Erfolg des Begehrens mitverantwortlich, dass die Stadt heute finanziell großartig da steht, und die Kraftakte notwendiger Investitionen in Gebäude und Verkehrswege ohne Schulden schultern kann.
Die SPD verliert einen ihrer führenden Repräsentanten, dutzende örtlicher und regionaler Vereine verlieren ihren Förderer. Die Stadt Plattling verliert einen überaus erfolgreichen und beliebten Altbürgermeister, und mehrfach ausgezeichneten Ehrenbürger.
Doch die Familie Scholz verliert mehr:
Den Gatten, den Vater, den Opa.
Der da war, wenn man ihn dringend brauchte, aber eben auch oft vermisst wurde, weil er für andere da sein musste.
Wir Bürger schulden der Familie großen Dank. Siegfried kam als Flüchtlingskind aus Schlesien und fand hier eine neue Heimat, in der er sich stets wohlwollend angenommen sah. Die Dankbarkeit dieser Heimat gegenüber wurde zu seiner selbst gewählten Berufung, der er nicht in dem gezeigten Ausmaß hätte folgen können, hätte er nicht den beständigen Rückhalt seiner Familie gehabt.
Ihre Unterstützung seiner immens Zeit fordernden Berufung zur Arbeit am Gemeinwohl währte über viele Jahre seiner nebenberuflichen Ehrenämter. Auch in der Zeit als Bürgermeister war er über das übliche Zeitmaß hinaus für unser Gemeinwesen aktiv. Trotz seiner Talente und großen Schaffenskraft wäre die Bilanz seines Lebens nicht so umfänglich möglich gewesen, hätte ihm seine geliebte Gisela, seine geliebten Kinder Thomas, Heike, Katrin und Stephanie, ihm nicht bis zuletzt Liebe erwiesen und Treue gehalten.
Die Sozialdemokraten verneigen sich - und die ganze Stadt sagt heute:
Vergelt's Gott!
Ihrem Siegal, und seiner geliebten Familie.
Nicht nur die Plattlinger SPD und ihre überörtlichen Gliederungen werden diesem so liebenswürdigen und erfolgreichen Menschen ein ehrendes Andenken bewahren.